Samstag, 25. Januar 2014

Dubai Marathon 2014

Bereits das dritte Jahr in Folge starten wir mit einer Marathon-Reise an die Wärme ins (Lauf)-Jahr. Zum zweiten Mal begleitet uns Hugo mit seiner Frau nach Dubai. Nach den kalten Wintertagen saugen wir die Wärme und die Sommerfarben förmlich in uns auf. Wir können uns der magischen Anziehungskraft Dubais, dem faszinierenden Nebeneinander von Tradition und Moderne kaum entziehen.



 



Die Stadt ist zu attraktiv, als dass wir einen Tag lang am Pool auf dem Hoteldach liegen möchten.

Am Tag vor dem Marathon wachsen beim Morgen-Jogging die Zweifel an unserer Form. Nach dem intensiven Stadtbummeln fühlen sich die Beine alles andere als quicklebendig an. Und ich frage mich, was es mit dem flauen Gefühl im Magen auf sich hat, das mich seit dem 30 Kilometer Longrun vor einer Woche begleitet.

Wir nehmen uns einen ruhigen Tag vor, sitzen bis am Mittag im Jumeirah Beach Park im Schatten unter Palmen ... 


oder baden die Füsse im türkisblauen Wasser des Arabischen Golfs.


Am Mittag zieht es uns in die Altstadt Bastakiya am Meeresarm Dubai Creek. Im lauschigem Innenhof des Basta Art Café füllen wir unsere Energiespeicher mit herrlich, würzigen Poulet-Gerichten.


Der Creek verlockt uns schliesslich doch zum Bummeln. Der Zauber dieser exotischen Welt aus dem Tuckern der alten Abra-Holzkähne, Möwengeschrei, dem Geruch von Dieselöl, Weihrauch, fruchtigem Shisha-Taback und Gewürzen zieht uns vorwärts.





Bei Sonnenuntergang haben wir das Ende des Creeks erreicht und damit das neu ausgebaute Heimatmuseum. Es ist kaum fassbar, wie einfach das Leben der Beduinen, Perlentaucher und Fischer hier vor gut 100 Jahren noch war!  




Die Metro bringt uns zurück in die Zukunft! 
Am Panoramafenster zu Ski Dubai in der Mall of the Emirates setzen wir auf kulinarisch Bekanntes. Wir stärken uns in der amerikanischen Cheescake Factory mit Pasta. Andis grösste Herausforderung auf der Marathondistanz ist die ausreichende Energieversorgung. Er bestellt eine reguläre Riesen-Portion, während ich schon die Kalorienspar-Variante kaum schaffe.


Hinter der Mall schlendern wir im Mondschein über eine noch freie Wüstensand-Parzelle zum Hotel, das es vor zwei Jahren noch gar nicht gab. Meine Unruhe wächst. Schon der drei Kilometer lange Marsch zum Start wird eine Herausforderung werden. Der Consierge verspricht zwar, frühmorgens um sechs Uhr einen Fahrer zu mobilisieren, der uns zur Mall fahren wird, damit unser Weg etwas kürzer werde.

Trotzdem kann ich lange nicht einschlafen. Die nur vierwöchigen Notfall-Plan-Trainingsphase war durchzogen. 
Was können wir überhaupt erwarten?

Dürfen wir mit der Wohlfühl-Pace der letzten Erlebnis-Marathon-Tempotrainings starten -
5:16 Min./km würde eine Zielzeit von 3:42 Stunden ergeben - obwohl der 30 km Longrun vor einer Woche trotz 
zurückhaltenden 5:36 Min./km mühsam gewesen war?

Mein Hauptziel ist einen schönen "Flow" zu finden, möglichst einen Negativ Split zu verwirklichen und überhaupt wieder Spass am Marathon-Laufen zu haben!

Aber da steht auch Hugos Traum im Raum! 
Beim Morgenjogging hatte er uns gestern offenbart, er wolle nicht daran festhalten 3:30 Stunden zu laufen. Ihm schwebe ein gemeinsamer Zieleinlauf zu dritt vor!?!
Diese Vorstellung ist nach dem Florenz-Marathon, bei dem ich deutlich als letzte unserer Truppe ins Ziel gekommen war, schlichtweg abenteuerlich!

Ich kann mir kaum ausmalen ähnlich genussvoll, locker und doch relativ schnell zu laufen wie hier in Dubai 2012 und 2013 (3:43:42 bzw. 3:38:07 Stunden - was 1 Sekunde schneller wäre als letzten November in Florenz...)

Das Unterbewusstsein arbeitet im Schlaf. 
Bereits um vier Uhr klingelt der Wecker, damit genug Zeit bleibt, das Frühstück zu verdauen. 
Nun ist mir sonnenklar, dass ich mir um Paces keine Sorgen machen muss - der Puls wird mir die richtige Geschwindigkeit weisen!
Ich kritzle mit Kugelschreiber die Durchschnitts-Pulswerte (pro 5 km) der letzten beiden Dubai Marathons auf den Arm. Im Schnitt möchte ich mit 10 Pulsschlägen weniger Aufwand als bei einem schnellen Marathon ins Ziel kommen (ca. 150-155).
Es bleibt nur die Hoffnung, dass diese Pulsgrenzen erlauben, mit Andi und Hugo mitzuhalten!

Kurz vor sechs Uhr treffen wir Hugo in der Lobby. Unser Fahrer ist schon da. Er ist so enthusiastisch, dass er uns nicht nur zur Mall bringen will. Nein, er traut sich zu, uns durchs Verkehrsgewühl, das 23'000 anreisende Sporter samt Begleiter verursachen, direkt zur Start-Strasse zu fahren, obwohl dies nicht empfohlen wird. Wir schaffen es genau in der richtigen Minute, bevor das Chaos und ein frenetisches Gehupe losbricht.

Es ist noch stockdunkel, und wir frösteln in unserem luftigen Outfit bei 12° und Morgendunst. Am Grüntee-Stand finden wir bequeme Sitzsäcke unter einem Sonnenschirm. Dieser schützt uns beim unverhofft langen Warten vor der Kälte der Nacht, die direkt aus dem Weltall zu fallen scheint.


Während es zaghaft dämmert, laufen wir um  halb sieben Uhr dem Burj al Arab entgegen ein. Meine Beine scheinen für das Marathon-Abenteuer bereit. Der Puls ist ruhig. 
Prickelnde Vorfreude stellt sich ein.



Am Horizont färbt sich der Himmel rosa als wir uns ins Feld der 2'720 gemeldeten Marathonis einreihen. Zuerst werden 5 Rollstuhlfahrer ins Rennen geschickt. Nach uns folgen etwa 14'000 10-Kilometer-Läufer und 6'500 Teilnehmer des 3 Kilometer-Family-Run.




Kurz nach 7 Uhr geht es los.



Das Feld ist dicht und ungeordnet. Wir laufen Slalom um langsamere Läufer, versuchen unser Tempo zu finden und einander dabei nicht zu verlieren. Auf den ersten beiden Kilometern geht es von einer fantastischen Sehenswürdigkeit zur anderen - 


vom verschachtelten, traditionell im arabischen Stil gebauten Resort Madinat Jumeirah zum imposanten 321 Meter hohen Superluxus-Hotel Burj al Arab, das an das geblähte Segel eines Frachtenseglers (Dhau) erinnern soll, vorbei am Wild Wadi-Wasser-Abenteuerpark und dem gigantischen, wellenförmigen Jumeirah Beach Hotel.

Den ersten Kilometer legen wir in 5:22 Min. zurück. Ab dem Zweiten finden wir genügend Platz zum Laufen und bald einen überraschend schnellen und gleichmässigen Trott von 5:10 Min./km. 



Ohne die kleinste Abweichung führt die Marathon-Route durch die quadratisch angelegten Quartiere von Umm Suqeim 3, 2 und 1, sowie Jumeirah 3, 2 und 1 schnurgerade bis zum Wendepunkt bei gut 15 Kilometern. Wir laufen knapp hinter der Strandlinie und können das Meer hinter den weissen, sand- und ockerfarbenen Strand-Villen doch nur selten sehen.


Abwechslung für's Auge gibt es genug. Die Herrscherfamilie hat sich verpflichtet, dass kein Dubai'in weiter als einen Kilometer gehen müsse, um zu einer Moschee zu gelangen. Kaum haben wir ein Gotteshaus passiert und die filigranen Verzierungen bewundert, sind schon die Minarette des nächsten in Sicht.


Das Morgenrot wird intensiver ...




der Feuerball der Sonne steigt über den Horizont ...


taucht die Stadt in rot-goldenes Licht und lässt die Temperatur sofort spürbar klettern.



Nach sechs Kilometern legt Hugo einen kurzen Bio-Stopp ein. Wir versuchen etwas weniger zu ziehen, und Andi hält mir nicht das erste Mal vor Augen, das wir eine Pace laufen, auf die wir nicht hin trainiert haben...


Ja, tatsächlich. Meistens führe ich unser Mini-Feld an. Meine Schuhe scheinen Flügel zu haben! Ich laufe unbeschwert, mein Puls ist genauso tief und ruhig wie letztes Jahr, als kühlender Nebel durch die Stadt wabberte. Die Beine sind schmerzfrei und sprühen vor Energie, und die Freude über das so seltene Gefühl, dass es von selbst "läuft", lässt mich fast mühelos über die Strecke schweben.


Gut zwei Kilometer später schliesst Hugo erstaunlich schnell wieder auf. Wir können zu dritt über die futuristische Skyline von Downtown Dubai mit dem alles überragenden Burj Khalifa staunen. 



In den Strand-Quartieren ist Dubai heute ganz still. Die Stadt scheint zu schlafen. Wir haben die mehrspurigen Strassen, auf denen sonst unaufhörlich, rasant, rechts und links überholend und ohne Distanz zu wahren Autos rasen ganz für uns alleine. 



In den Palmen und Büschen des Jumeirah Beach Parks zwitschern die Vögel. Die Läufer haben sich weit verteilt. Es spielen keine Musikbands, und zu der frühen Morgenstunde hat es nur wenig Publikum. Doch das stört uns nicht, im Gegenteil. Wir plaudern und geniessen den Eindruck zusammen auf einem Sonntags-Longrun unterwegs zu sein!


 

Nach 10 Kilometern zeigen unsere Uhren 51:37 Minuten an. Wir sind konstant mit Paces um 5:10 Minuten unterwegs.



Ohne ein Wort des Abschiedes zieht Hugo einen Kilometer später zügig davon. Wir denken, er habe wie letztes Jahr nach dem Halbmarathon nun seinen eigenen, effektiveren Flow gefunden, irren uns jedoch. Er will nur Vorsprung gewinnen, um ein Foto von uns zu schiessen.
Ich wage ebenfalls einen kleinen Sprint, um meine beiden Mitläufer zu filmen.


Diese Spielereien sind gewagt. Während die Eliteläufer wie ein Schnellzug in die Gegenrichtung brausen... 



... und wir die Mercato Mall erreichen, deren Turm an den Campanile des Doms von Florenz erinnert, spüren wir alle synchron eine kleine Mini-Krise.

Beim Gedanken an Florenz verkrampft sich meine Muskulatur um die Hüften, Andi hat den Eindruck, die Beine würden ihn nicht mehr kräftig tragen, sondern liessen sich wie Teleskope zusammenschieben, und auch bei Hugo läuft es nicht ganz rund.

Der Weg bis zum Wendepunkt scheint noch so weit.
Ist unser Tempo zu abenteuerlich für unseren Erlebnis-Lauf an der Wüsten-Sonne?




Der Trubel um die Elite-Frauen lenkt uns ab.


Bei der nächsten Versorgungsstelle tanken wir auf, lutschen Salztabletten, und ich kühle mich von Kopf bis Fuss. Es dauert keine zwei Kilometer bis es wieder richtig gut rollt. 


Zwei grössere Sehenswürdigkeiten bieten uns nun Orientierungspunkte.
 Wir laufen auf die schlanken Minarette der Jumeirah Mosque zu. Die schönsten Moschee des Emirates Dubai ist die einzige, die für Nichtmuslime zugänglich ist.




 Darauf gelangen wir zum geschwungenen Union House.


Wie letztes Jahr zieht bei den Trockendocks der Geruch von fish and chips über die Marathon-Strecke, und wir werden nach gut 15 Kilometern mit herzlichem Applaus um eine 180° Kurve und auf den Weg zurück geschickt. 




Andi hat sich vor dem Wendepunkt mit einem Gel gestärkt. Ich möchte mich möglichst lange mit Salz und Wasser begnügen, um kein Unwohlsein zu provozieren. Die rasch zunehmende Wärme und die erneut vor uns liegende lange Gerade der Jumeirah Beach Road, deren Ende am Brennpunkt der Perspektive nicht auszumachen ist, zehren jedoch auch mental an den Energiereserven.

Auf dem 18. Kilometer greife ich doch zur Gelflasche mit den drei verdünnten Winforce Ultra Energy. Bald sind die zweifelnden Gedanken verschwunden, und ich werde wieder zum Zugpferd.



Auf dem Weg zurück bewundern wir die selben architektonischen Meisterwerke aus einem anderen Blickwinkel, und im immer greller werdendem Licht, entdecken wir auf der anderen Strassenseite auch neue Perlen.




Nach 1:48:31 Stunden ist die Hälfte bereits geschafft, und eine Überschlagsrechnung ergibt, dass wir tatsächlich langsam, aber stetig einen Hauch schneller werden (Durchschnitts-Pace ab Start 5:08.6 Min./km).



Schon vor dem Wendepunkt hatten wir oft überholt. Nun ziehen wir immer häufiger an anderen Läufern vorbei. 

Das Quartier erwacht, immer mehr Zuschauer tauchen an den Strassenkreuzungen auf, und wir nehmen den motivierenden Zuspruch gerne mit auf den Weg - "good run", "well done", "you will do it" klingen in meinen Ohren nach wie Mantras. 


Nach dem Grün des Jumeirah Beach Park können wir eine Weile den breiten, weissen Strand sehen und das Meer erahnen, über dem sich am tiefblauen Himmel ein paar willkommene Schleierwolken bilden. 


Es ist erst kurz nach neun Uhr und schon sehr warm. Nicht zum ersten Mal muss die Ambulanz ausrücken. 


Wir sind dankbar, dass zwischen den 5-Kilometer-Verpflegungsstellen zusätzlich ganze Wasserflaschen gereicht werden. So können wir uns alle 2.5 Kilometer kühlen. Doch das erfrischende Nass verdunstet jeweils schnell. Konsequent führe ich nun alle 3 Kilometer Energie zu und vertrage das Gel heute prima.




Ab und zu knirscht bei einem von uns dreien doch Sand im Getriebe. Altbekannte Wehwehchen zwicken bei den Männern, meine Schulter macht sich bemerkbar, am zweiten Zeh am linken Fuss bildet sich eine grosse Blase. Und wir fragen uns, wie warm der Tag im Gegensatz zum letzten Jahr noch werden wird.

Das unterwegs Sein zu dritt bringt jedoch die ermutigende Erfahrung mit sich, dass schwierigere Phasen und pessimistische Gedanken zum Marathon gehören, in Wellen kommen, überwindbar sind und oft genauso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind.

Ich lege meine Konzentration darauf, mich zu entspannen, die exotische Umgebung, meine Gesellschaft und das Publikum zu geniessen!
Es rollt.
Die Paces pendeln nun um 5:03 Min./km!
Heute ist es fantastisch Marathonläuferin zu sein!





Plötzlich rasen ein paar Kinder auf die Strasse. Sie geben alles für ein high five. Das lustige Erlebnis und das Strahlen in ihren Augen beflügelt uns für die nächsten Kilometer.


Eine Gruppe schwedischer Fans, verleiht Andi einen weiteren Energie-Schub. Als nach 28 Kilometern der Burj al Arab wieder in Sicht kommt, führt er unser Grüppchen so beschwingt und leichtfüssig an, dass wir kaum folgen können. Wir stoppen nun Paces von 5:00 Min./km. Nun auf eigene Faust losziehen möchte Andi doch nicht, und wir bleiben zusammen. 






Die Wärme flösst Respekt ein. Um halb zehn Uhr spiegelt sich das sommerliche Sonnenlicht schon sehr intensiv in der Glasfassade des Jumeirah Beach Hotels. Noch mindestens eine Stunde müssen wir durchhalten!





Nach 2:33:37 Stunden (5:07.2 Min./km) erreichen wir beim Wild Wadi Wasser-Park den 30. Kilometer. Jetzt beginnt der Marathon erst richtig!



Ein sanfter Anstieg beim Madinat Resort, der Kreisel zur Start- und Zielstrasse und ein leichter Richtungswechsel, bringen den Beinen etwas Abwechslung, bevor die dritte kilometerlange Gerade beginnt. Nun wendet sich das Blatt. Ich erlebe ein weiteres Hoch und fordere damit meine Mitläufer.







Das nächste Zwischenziel, die Hochhäuser von Media City sind schon zu sehen. Sie wollen aber einfach nicht näher kommen. Nach dem 32. Kilometer entdecken wir auf der Gegenfahrbahn das 40. Kilometerschild und rechnen aus, dass der Wendepunkt bei Kilometer 36.5 liegen müsste, also geht es mindestens noch 4 Kilometer geradeaus bis dorthin...



Irgendwo in dieser Gegend am weissen Strand gegenüber des nördlichen Wedels der künstlichen Insel Palm Jumeirah muss der Palast der Al Maktoum, der Herrscherfamilie liegen. Ob das die Einfahrt zu diesem Grundstück ist?



Die Strasse scheint stetig leicht abwärts zu führen. Jetzt laufen Hugos Beine plötzlich wieder wie von selbst. Er gewinnt so schnell Abstand, dass Andi ihn verabschiedet: "Tschüss Hugo, dich werden wir bestimmt nicht mehr sehen!"


Es zieht sich bis zur Abzweigung zur Palmeninsel. Die Tower vor uns wachsen in den Himmel und werden zu Giganten. Wir überholen in immer schnellerem Tempo, schliessen wieder zu Hugo auf, und doch scheinen die schattenlosen Kilometer langsam zu vergehen.

Im Gegensatz zum Kurs von 2012 und 2013 fehlt dieser Streckenvariante auf den letzten schwierigen Kilometern das fantastische, motivierende Feuerwerk an Sehenswürdigkeiten. 




Endlich erreichen wir nach einer knappen halben Stunde Hinweg den Wendepunkt beim sandfarbenen Arjaan Rotana Hotel. 


Wie an so vielen Orten in Dubai wird hier um- und neugebaut.


Wir sind erleichtert, dass der Eindruck auf dem Hinweg getäuscht hatte, und der Weg zurück nicht wie erwartet spürbar aufwärts führt. Und doch lässt uns die Hitze glühen. Wir hangeln uns von Wasserstelle zu Wasserstelle, und ich trage schon zwei nasse Schwämme zum Kühlen mit. Ein letzte kurze Beschleunigung zum Filmen liegt drin.



Mein fantastischer, ja fast unwirklicher oder gar märchenhafter Flow hält an. Noch am Reisetag hatte ich mir kaum einen Start bei diesem Marathon vorstellen können.
Nun ist in den Beinen lediglich ein bisschen Müdigkeit zu spüren. Ich rolle auch nach 40 Kilometern noch mit unverwüstlicher Duracell-Energie dahin, bin für unser kleines Team gar die Pacemakerin!



Obwohl Andi und Hugo auf den letzten Kilometern mehr zu kämpfen haben, setzen wir unser sanftes Crescendo fort, laufen gar ein paar Mal schneller als 4:59 Min./km und überholen etliche Läufer. 

Darunter ist auch eine Muslimin, die mit Kopftuch und langer Kleidung läuft. Welch beachtliche Leistung sie an diesem heissen Tag erbringt! Ich fühle mich mit meinem luftigen Tenue falsch gekleidet und als ob ich ihr gegenüber - der Möglichkeit mich zu kühlen wegen - schummeln würde...



Auf den letzten beiden Kilometern liegt sogar ein vorsichtiger Endspurt drin.
Dabei überholen wir zum dritten Mal einen Soldaten der französischen Streitkräfte in Djibouti. Schon im Startfeld waren uns die "Les chasseurs du temps" aufgefallen - ein gutes Dutzend Sportler mit kahlrasierten Schädeln und Trauerflor am Arm.
Bei jeder Begegnung unterwegs stellen wir uns neue Fragen -
Wo liegt überhaupt Djibouti?
Weshalb tragen die Soldaten Trauerflor?
Was ist ihre Motivation bei diesem Marathon teilzunehmen?

Geht es um Training, eine Wette, oder laufen sie zu Ehren eines gefallenen Kameraden?
Dies noch ein Beispiel dafür, wie viele Welten bei einem Marathon zusammentreffen.


Wir biegen auf die Zielgerade ein. Die Uhr am Zielbogen zeigt noch eine 3:34er Zeit an, und wir verwirklichen Hugos Traum vom gemeinsamen Zieleinlauf.




Hand in Hand überqueren wir nach 3:43:43 bzw. 3:43:44 überglücklich die Ziellinie...


Welch grossartiges Gemeinschafts-Erlebnis!




Auf dem drei Kilometer langen Heimweg versuchen wir unsere Leistung zu erfassen.
Wir sind uns sicher, dass keiner von uns heute alleine eine solch gute Zeit erreicht hätte! 

Ich kann kaum glauben, dass dieser Marathon wahr und kein Märchen ist.

Unsere Zielzeit von 3:34 scheint zu fantastisch, unwirklich!
3:24 Minuten schneller als die hart erkämpfte Laufzeit von Florenz?

Mit genau dem selben Pulsaufwand 3:23 Minuten schneller als beim kühleren Nebel-Dubai-Marathon vom letzten Jahr?

Nie zuvor bin ich einen Erlebnis-Marathon so mühelos und doch so zügig gelaufen. 
Dieser Lauf reiht sich mitten unter meine bisher 16 an der Grenze des Möglichen absolvierten flachen Marathons ein.
Nur 6 Mal war ich dabei schneller!

Zudem ist uns ein Bilderbuch-Negativ Split gelungen.
Die zweite Hälfte legten wir 2:18 Min. schneller zurück als die erste.


Das Allerwichtigste ist, dass ich die Freude am Marathon Laufen wieder gefunden habe!
So müssen sich die 42.195 Kilometer anfühlen!

 

Nach dem Duschen machen wir uns auf nach Downtown Dubai, wo letztes Jahr die stimmungsvolle Marathon-Village untergebracht war. Mit Blick auf den Burj Khalifa und die tanzenden Wasserspiele im Lake Dubai entspannen wir uns und stärken uns mit Sandwiches oder Kuchen.


Am Abend unternehmen wir eine gemütliche Dinner-Fahrt auf dem Creek. Schon Sindbad der Seefahrer - der legendäre Held aus 1001 Nacht - bereiste die Meere mit einer Dhau dieser Art. 


Da in Dubai zurzeit Shopping Festival Zeit (Ausverkauf) ist, werden wir mit einem zauberhaften Feuerwerk überrascht.



Welch passender und märchenhafter Abschluss dieses sagenhaften Marathon-Tages!


Den Dubai Marathon 2014 aus Hugos Perspektive kann man in seinem Laufblog nachlesen oder in seinem youtube Video miterleben.




Dubai Marathon 3:34:44 Stunden 5:05.3 Min./km / Puls 151
1. Halbmarathon 1:48:31 Stunden 5:08.6 Min./km 
2. Halbmarathon 1:46:13 Stunden 5:02.1 Min./km (- 2:28 Min.)
+/- 14 hm / 12-22° schön, leichter Wind
5. von 51 W45
64. von 480 Frauen
352. von 2'158 Teilnehmern
wir drei waren die schnellsten der 25 gestarteten Schweizer
Track http://connect.garmin.com/activity/434785238

Weil sie so schön sind und noch in keinem meiner bisher 28 Marathons eine so konstante Beschleunigung gelungen ist 
hier zum Schluss noch die 10 km Splits


1. 10 km 51:37 Minuten / 5:09.7 Min./km
2. 10 km 51:14 Minuten / 5:07.4 Min./km
3. 10 km 50:46 Minuten /5:04.6 Min./km
4. 10 km 50:28 Minuten / 5:02.8 Min./km
Endspurt 10:42 Minuten / 4:52.5 Min./km