Donnerstag, 25. September 2014

Auf und ab

Wenn schon nicht zu Fuss, so will das Pinienkap wenigstens per Bike erklommen werden. Gemütlich pedalend erreichen wir am Dienstag den immer wieder von neuem faszinierenden Aussichtspunkt und lassen die Morgenstimmung einen Moment auf uns wirken, bevor wir den Weg zum Bergdorf Capoliveri auf der bereits sichtbaren Halbinsel Calamita unter die Räder nehmen.



Der Nordwind treibt die feuchten Wolken davon, und die Fernsicht auf die roten Berge in Elbas Nordosten ist fantastisch.



Auf dem Hauptplatz des verwinkelten Dörfchens geniessen wir Caffè und Brioches zum Frühstück. Es ist herrlich, an der Wärme der Morgensonne die Beine auszustrecken und die lebensfroh und melodisch klingenden Gespräche der Einheimischen auf sich wirken zu lassen. 


Nach der Umrundung von Capoliveri, welche südwärts einen atemberaubenden Blick aufs Meer bietet, wählen wir die einsame Naturstrasse durch die Stein- und Kork-Eichenwälder am Hang des Monte Orello.
Das gemütliche Radeln auf der welligen Strecke fühlt sich viel besser an als das unterwegs Sein zu Fuss. Insgeheim bin ich froh, mich dazu durchgerungen zu haben, die Marathon-Pläne an den Nagel zu hängen.




Der Waldtunnel öffnet sich auf der Heimfahrt selten zur Seite, umso überwältigender ist es, als der Blick auf die Küste plötzlich frei wird und wir das Gewimmel im Hafen des Hauptortes Portoferraio beobachten können.



Wenig später geht es auf der steilen Passstrasse des Colle Reciso rasant auf die Halbinsel von Capo Stella zu und wieder zurück in die Bucht von Lacona.


Die ruhigen Ferien-Stunden scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten. Am Mittwoch Abend kribbelt es in den Füssen. Ermutigt durch den Zuspruch von Elke und Hugo will ich es noch einmal mit einem Lauf in lockererem Tempo versuchen und nehme mir das gut vier Kilometer entfernte Capo Pini als Wendepunkt vor.


Andi begleitet mich per Bike, da mir davor graust, bei schlechtem Körpergefühl alleine unterwegs zu sein.



Meine Bedenken sind allerdings unbegründet. Das Klima hat sich verändert, die Luft ist dank des Nordwindes deutlich trockener, und auf der über drei Kilometer sanft um 60 Höhenmeter ansteigenden Lieblings-Strecke spüre ich ein zaghaftes "Flow-Gefühl" aufkommen.  


Der noch sonnenwarme Pinienwald duftet betörend nach Harz, die untergehende Sonne zaubert Pastellfarben an den Himmel und lässt die Berge im Norden leuchten.




Auf dem Pinienkap angekommen zieht es mich weiter - hinunter zu den üppig grünen Oliven- und Weingärten von Norsi - und die Idee keimt auf, den Lauf von geplanten 10 Kilometern auf einen Halbmarathon auszudehnen.



Zurück am Ausgangspunkt wende ich und geniesse den Lauf übers Kap ein zweites Mal, ohne dass der Aufstieg diesmal schwieriger erscheinen würde.
Die Sonne ist längst untergegangen und die Nacht bricht herein, als ich den 21. Kilometer auf der Ebene von Lacona laufe. Ich bin sehr glücklich über den gelungenen Halbmarathon, sogar eine kleine Tempo-Steigerung fühlt sich gut an, und ich gebe den Projekt München-Marathon noch eine Chance.



Andi hat mich gestern bei meinem Training begeleitet, heute leiste ich ihm bei seiner Tour Gesellschaft, da diese mit Rücksicht auf das sich erholende Knie gemütlich ausfallen soll.


Wir wählen die kleinsten Gänge, um per Bike durch urwaldartige Talschlüsse und um Aussicht bietende Kurven auf den knapp 300 Meter hohen Monumento Pass zu "klettern". Die Strassenarbeiter sind dabei die Wegränder zu mähen, und es duftet verführerisch nach einem Mix von aromatischen Wildkräutern.



Heute soll es zum Kaffeetrinken zu den Bergdörfern Sant. Ilario und San Piero hoch über der Bucht von Marina di Campo gehen.


In den engen Gassen von La Pila begegnet uns der Wildhüter, der auf seinem Pickup mehrere Käfige mit Wildschweinen transportiert.


Über eine steile Serpentinenstrasse erreichen wir das in luftiger Höhe thronende Sant. Ilario.


Auf dem Fussballplatz grasen Schafe, und im Kern der verwinkelten Gassen, in denen es an allen Ecken üppig grünt und blüht, verbirgt sich eine hübsche Kirche.




Auch das zweite von Kastanienwald umgebene Bergdorf bietet interessante Ausblicke und malerische Gassen, doch angesichts der schwarzen Wolken, die sich am Bergrücken stauen und der Gewitterwolke, die über "unserer" Bucht rasant in den Himmel wächst, treten wir schnell den Heimweg an.




Wir schaffen die zweite Fahrt über den Monumentopass bevor das Gewitter losbricht, das die Badegäste zum fluchtartigen Verlassen des Strandes treibt.




30.4 km gemütliche Biketour 14.7 km/h / Puls 116
+/- 730 hm / 17° gewittrig, sanfter O-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/598523348

Mittwoch
21.4 km Longrun 5:27 Min./km / Puls 138
+/- 155 hm / 18° leicht bewölkt, sanfter O-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/598109694

Dienstag
26.1 km gemütliche Biketour 15.7 km/h / Puls 109
+/- 435 hm / 18° schön, zügiger NNO-Wind

Track http://connect.garmin.com/activity/597276226 

2 Kommentare:

  1. Liebe Marianne,
    eigentlich wollte ich hier nicht mehr reinschauen, weil die Bilder zu schön sind, als dass man da nicht gleich auch loswollte zum Mittelmeer...! Ach welch schöne Zeit ihr dort verleben könnt!
    Aber mich interessiert ja vor allem auch, wie es Dir geht! Ja, bei mir war es leider längere Zeit so, dass nach der Virusgrippe es auf und ab ging. Mal lief es prächtig, mal völlig vermurkst. Ich wollte auch nichts erzwingen mit Sorge, mir nachher noch ein Herzproblem anzulaufen, was ja nicht sein muss. Habe dann grünes Licht ärztlicherseits erhalten, um in Hamburg zu laufen, und dort habe ich dann "nur" eine gute halbe Stunde länger gebraucht, als im Jahr zuvor in Paris. Also von daher, schau mal, wie Du Dich so fühlst. Immerhin ist es schön zu lesen, dass die Lauflust wieder da ist. Wahrscheinlich waren die klimatischen Bedingungen zuvor noch zu fordernd für Dich. Im Nachgang zu Deiner Lungenentzündung war das da einfach noch zu belastend. Zwing Dich zu nichts, das ist das Beste, was Du tun kannst!
    Liebe Grüße, und dass auch Andi's Knie wieder besser wird!
    Elke

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    1. Liebe Elke
      Der Herbst kann hier wirklich wunderschön sein - ach es tut mir leid, dass ich bei dir Fernweh auslöse mit meinen Bildern ;-)
      Morgen früh geht unser Kurzurlaub auch schon zu Ende und die Fähre wird uns wieder hinüber zum Festland tragen.
      Vielen Dank für all die Infos zu deiner Virusgrippe. Vom Laufgefühl her hast du in der Erholungszeit wahrscheinlich ähnliches erlebt, und es tut gut zu wissen, dass du ein ärztliches OK erhalten hast, den Marathon trotzdem zu laufen. Ohne grosse Erwartungen zu starten und nach Gefühl zu laufen, wird das einzig Richtige sein.
      Ja, die Lauflust ist wieder da, das ist herrlich. Die Antennen sind aber immer noch hochsensibel auf Lunge und Herz gerichtet, doch sie registrieren keine beunruhigenden Signale mehr.
      Heute habe ich einen weiteren Schritt in Richtung Marathon gewagt und bei optimalem Wetter einen 30er Longrun "unter Dach" gebracht :-)
      Danke auch von Andi für deine guten Wünsche!
      Liebe Grüsse
      Marianne

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