Samstag, 16. August 2014

Neue Sicht auf den Laufstil

Beim Einlaufen vor dem 10 Kilometer-Mitteltempo-Block nehme ich Andi aus dem Augenwinkel heraus wahr und habe plötzlich den Eindruck einen fremden Läufer neben mir zu haben. Mein Nachfragen bestätigt die Vermutung, dass er die Merkpunkte aus dem "naturalRUNNING"-Prospekt von Salming umsetzt, den er gestern Abend studiert hatte. Seine Lauftechnik unterscheidet sich frappant deutlich vom gewohnten Fersen-Läufer-Stil! 


Spannend, wie stark sich ein bisschen mehr Konzentration auf Vorlage bei Körperstreckung vom Knöchel bis zum Scheitel, Mittelfuss-Aufsatz, hohe Schrittfrequenz und Landung direkt unter dem Schwerpunkt auswirken! Das Beste ist jedoch, dass Andi's Knie- und Adduktoren-Schmerzen, die beim lockeren Testlauf gestern Abend noch so präsent gewesen waren, nun wie weggeblasen scheinen. Er kann heute mit viel Spass und einem zufriedenen Lachen im Gesicht laufen und erwischt einen solch tragenden Flow, dass ich kaum zu folgen vermag! Das motiviert auch mich, an meiner Technik zu arbeiten.

Das Wetter ist uns gut gesinnt, der Westwind schiebt, er bläst die graue Regenwand dem Jura entlang und nicht in unsere Richtung. Die Bonus-Sekunden auf die vorgenommene 4:50 Min./km-Pace summieren sich. Nach dem Wendepunkt rollt es auch bei Gegenwind gut. Während ich mich frage, ob mir das Laufstil-Experiment Muskelkater in den Hamstrings bescheren werde, bleiben Andi's angeschlagene Muskeln lammfromm.

Nachdem wir den zweitletzten Hügel überwunden haben - unsere Tempo-Strecke bietet etwa 80 Höhenmeter - hören wir die Schafe im nahen Weiler blöken. Bald sehen wir den Grund für ihre Unruhe. Ein Jungtier ist aus dem Zaun geschlüpft und tut sich auf der anderen Seite der Strasse am Klee gütlich. Wir unterbrechen unseren schnellen Lauf und nähern uns vorsichtig. Das halbwüchsige Wollknäuel zeigt keine Angst und lässt sich problemlos von Andi auf den Arm nehmen. Er hebt es über den Zaun zurück zu seiner Mutter und schwärmt nachher von dem unglaublich kuschelig weichen Fell.

Wir setzen unser Training fort, und es gelingt uns nicht, auf den letzten drei Tempo-Kilometern unsere Durchschnitts-Geschwindigkeit noch auf die geforderten 4:50 Min./km zu korrigieren. Nun sind wir gespannt ob die Stilveränderung langfristig gelingen und ein ökonomischeres, beschwerdefreieres Laufen ermöglichen wird.


10 km Mitteltempo 47:37 Min. / 4:45.7 Min./km / Puls 151.7
in 15.1 km 5:02 Min/km / Puls 143
+/- 125 hm / 15° bedeckt, 16 km/h SW-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/565723445

Donnerstag Abend
11.1 km lockerer Lauf 5:40 Min./km / Puls 121
+/- 90 hm / 15° leichter Regen, 21 km/h WSW-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/564931891

8.0 km Samstags-Jogging 5:56 Min./km / Puls ca. 124
+/- 65 hm / 12° bedeckt, sanfter Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/565980204 

2 Kommentare:

  1. Hallo Marianne,
    interessante Beobachtung bei Andi. Das eine solch vermeintlich einfache Änderung im Stil doch solche Wirkung zeigt! Heute Morgen habe ich bei der Übertragung des EM-Marathons in Zürich auch so meine Beobachtungen gemacht. Mein Eindruck war dabei, dass wohl jede so ihren ganz privaten Stil läuft. Manch pendelnde Armbewegung widerspricht jedem Lehrbuch. Vielleicht muss da jede/r seine persönlich beste Bewegung finden? Aber Anregungen sind immer gut!
    Wir dachten auch bei einem kurzen Spaziergang gestern zu einem Aussichtspunkt hier beim Anblick der ganz dunklen Wolken Richtung Bern und Jura, dass ihr wahrscheinlich ein "Bad" eingelassen bekommt...
    So ein herziges kleines Schaf hätte ich auch sofort gerettet! Vorgestern sahen wir auf einer Weide ein Kälbchen, das noch keine 10 Minuten alt war, so süß!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke
      Erstaunlich gell, dass kleinste Veränderungen eine solch frappante Wirkung haben können! Und das positive Gefühl hält an :-)
      Natürlich hat jeder einzelne Läufer seine eigene Technik, seinen einzigartigen Körperbau und individuelle Hebel, an denen es wenig zu rütteln gibt und welche den ganz persönlichen, unverkennbaren Stil ausmachen. Verändern lässt sich da nicht viel - und es wäre wohl auch nicht klug, es mit Gewalt zu versuchen!
      Doch wenn mit ein paar Millimetern mehr Vorlage, etwas besserer Körperspannung und kürzerer Schrittlänge deutlich mehr Wohlbefinden beim Laufen erreichbar ist, lohnt sich die Konzentration darauf bestimmt ;-)
      Wir hatten vom Wetter her wirklich Riesenglück. Kurze Zeit vor dem Training hatte mich beim Einkaufen ein so heftiger Schauer erwischt, dass ich noch 10 Sekunden nass war bis auf die Haut ;-)
      Das kuschelige Lamm schien heute immer noch dankbar für seine "Rettung".
      Liebe Grüsse
      Marianne

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